Eine runde Sache – kann man den perfekten Fahrradreifen im Test ermitteln?
Es gibt rund um das geliebte Fahrrad sicherlich kaum ein Thema, das zu größeren Streitigkeiten bereits in den Grundsätzen führt, als die Frage nach den richtigen Reifen. Technikfreaks und Radfahrer liegen sich unentwegt deswegen in den Haaren und beide Seiten scheinen Recht zu haben. Oder eben keine, ganz nach Blickwinkel. Aber nicht nur die Art des richtigen Reifens ist ein ewiger Zankapfel. Gleiches gilt für die richtige Lösung für den richtigen Einsatz, die Größe, das Profil und den Durchmesser. Fast scheint es, dass, je ausgefeilter die Technik wird, desto größer auch die Menge der Meinungen und Antworten. Unser Fahrradreifen Test bringt etwas Transparenz in den Nebel der Tatsachen.
Eines zumindest aber ist klar. Nicht jeder Reifen eignet sich für jeden Fahrer und jedes Einsatzgebiet. Für den Otto-Normal-Verbraucher dürfte vor allem der Schutz vor Pannen und die Langlebigkeit zählen. Denn entgegen dem Profi im sportlichen Wettkampf reist man bei der alltäglichen Tour zur Arbeit oder in den Feierabend nicht mit einer ganzen Entourage an Technikern und Fahrzeugen mit Ersatzteilen an. Für einen Profi zählt vielmehr der Rollwiderstand. Je höher dieser, desto geringer fällt die effektive Geschwindigkeit im Verhältnis zu eingesetzten Energie aus. In Folge deswegen zunächst ein paar grundsätzliche Punkte zum Thema Fahrradreifen im Test und deren Einsatz in der Praxis, sowie welche Reifeneigenschaften für wen wichtig sind und welche von Ihnen getrost außer Acht gelassen werden können.
Fahrradreifen Test | Der Reifendurchmesser
Kleine Raddurchmesser liegen im Trend. Wo früher 28 Zoll das Maß aller Dinge war kommen heute 26 Zoll und manchmal noch kleinere Durchmesser daher. Der Grund dafür ist eigentlich ein ganz naheliegender. Aber immer wieder hört und liest man (noch immer) kleine Laufräder währen für Kinder oder Personen von kleinem Wuchs. Diese Behauptung ist allerdings längst überholt und stammt aus einer Zeit, in der die Rahmen von Fahrrädern nur in einer Größe angefertigt wurden. In diesen Tagen gab tatsächlich die Laufradgröße des Rades Auskunft über die effektive Größe des Fahrrads. Es steht auch außer Frage, dass mit größeren Rädern ein Rad auch größer erscheint. Dies ist allerdings völlig unabhängig davon, wie gut nun ein Fahrradreifen effektiv läuft.
Fakt ist allerdings, je größer der Reifen, desto geringer ist der Abrollwiderstand. Alle Aktuellen Geschwindigkeitsrekorde wurden im Schnitt auf Rädern mit einem 29 Zoll Hinterrad erzielt. Der Abrollwiderstand ist tatsächlich messbar, würde sich aber im Alltag höchstens bei einem Wechseln von 28 auf 16 Zoll bemerkbar machen.
In Fragen der Haltbarkeit im Gegenspiel zur Geschwindigkeit käme das Thema Walkarbeit ins Spiel. Je steifer der Reifen, desto höher die zu erzielende Geschwindigkeit. Je geringer die Oberfläche, die sich mit dem zu befahrenden Grund auseinandersetzen muss, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Beschädigungen und desto direkter machen sich Unebenheiten direkt beim Fahrer bemerkbar.
Als nächstes Thema wird häufig der Luftwiderstand angeführt. In unserem Fahrradreifen Test punkten wieder die kleineren Räder, da weniger Oberfläche bieten und über kürzere Speichen verfügen. Sie sind also aerodynamisch günstiger konstruiert. Im Alltag werden Sie dies bei dem geringen Unterschied zwischen 26 und 28 Zoll Reifendurchmesser nicht bemerken können.
Das Gewicht klingt da schon bemerkbarer. Der Unterschied bei einem paar Reifen, an beispielsweise einem Trekkingbike, liegt bei ganzen 10 bis 15 Prozent. Aber auch diese Werte lassen sich erst im Profibereich wirklich ausschöpfen. Wollen Sie aber an Ihrem Fahrrad Gewicht sparen, ist dieser Gedanke im Hinterkopf zu behalten, denn dann zählt die Summe aller Einsparungen.
Möchten Sie allerdings eine gute Federung über eine Federgabel haben, werden Sie kaum an einem 26 Zoll Reifen vorbeikommen. Hier gewinnen die 26 Zoll Fahrradreifen erneut durch ihr geringes Gewicht beim Ein- und Ausfedern. Obendrein ist die Auswahl an Federgabeln für 26 Zoll Reifen deutlich größer. Echte High-End Federgabeln werden ausschließlich für 26 Zoll Reifen gefertigt.
Die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit
Für Touren und Vielfahrer steht die Haltbarkeit und die Zuverlässigkeit weit vorne. Kleine Reifen sind für Materialversagen deutlich weniger anfällig als große Reifen. Globetrotter und echte Tourenhelden fahren fast ausschließlich auf 26 Zoll Reifen. Immer vorausgesetzt sie setzen auf eine Kettenschaltung. Mit einer Nabenschaltung relativiert sich dieser Umstand schon wieder. Nabenschaltungen sorgen für ein sehr sauberes und symmetrisches Einschalten und entlasten damit die Reifen merkbar.
Natürlich spielt auch die zurückgelegte Wegstrecke pro Kurbelumdrehung bei der Frage zur Haltbarkeit eine Rolle. So punktet hier normalerweise der größere Reifen. Aber dies lässt sich durchaus umgehen. Klappräder beispielsweise verwenden Reifen von einem Durchmesser, wie sie am ehesten an Kinderrädern zu finden sind. Durch spezielle Antriebskomponenten kommen Sie mit diesen jedoch trotzdem auf eine hohe Entfaltung und eine geringe Kurbelumdrehung im Verhältnis zur zurückgelegten Strecke. Wenn Sie ein Fahrrad also mit 26 Zoll Reifen ausstatten und entweder die Ritzel verkleinern lassen oder die Kettenblätter vergrößern, haben Sie diesen Punkt wieder relativiert.
Fahrradreifen Test | Kein Sieger in Sicht
Wie Sie es also drehen und wenden wollen, einen echten Sieger zu der Frage nach der optimalen Reifengröße werden Sie kaum finden. Bleibt einzig und allein der Verwendungszweck. Wenn Sie häufig und lieber auf schmalen Reifen unterwegs sind, dann greifen Sie zu 28 Zoll Reifen. Vermutlich ist Ihr Rad komplett oder annähernd ungefedert und Sie verwenden eine Nabenschaltung. Dann haben sich in Ihrem Falle die Vor- und Nachteile der beiden Größen annähernd aufgehoben. Wenn Sie zudem nur gelegentlich und nur mit geringer Zuladung unterwegs sind, sind die größeren Reifen ebenfalls eine gute Wahl für Sie. Aber: wenn Sie einen kleinen Rahmen verwenden, lassen Sie besser die Finger von den großen Reifen. Diese wirken sich unter Umständen negativ auf Ihr Fahrverhalten und die Fahrsicherheit bei Stößen gegen die Reifen aus.
Sind Sie hingegen ein echter High-Tech Fan, wollen eine gefederte Gabel haben, sind Vielreisender, verwenden eine Kettenschaltung und transportieren nicht nur die Einkäufe, sondern auch Kind und Kegel mit, an und auf Ihrem Rad, dann sind Sie mit den 26 Zoll Reifen an der richtigen Adresse. Die Speichen dürften deutlich länger leben und auch in den entferntesten Winkeln der Welt werden Sie eher einen passenden 26 Zoll Reifen als einen 28 Zoll Reifen finden.
Einige letzte Faktoren
Alle anderen Aspekte können Sie getrost bei der Wahl Ihrer Reifen, so dies nicht gerade spezielle Rennradreifen sein sollen außer Acht lassen. Wichtig kann sich für Sie allerdings noch die Gummierung des Reifens erweisen und die Zusammensetzung des Reifens. Hochwertige und moderne Reifen setzen hierbei auf spezielle Gewebegürtel aus synthetischen Mischfasern. Selbst schmale 28 Zoll Reifen sind damit weitgehend geschützt vor Schäden durch Splitter und Scherben. Inzwischen finden sich sogar Reifen im 26 Zoll Bereich die als praktisch unzerstörbar gelten. Sie finden im Offroadbereich und sehr langen Touren ihren Einsatz. Dank der sehr dicken Bereifung laufen solche Reifen aber merklich schwerer und schlechter als normale Reifen.
Auch die Gummimischung könnte für Sie noch interessant sein. Wie beim Auto gilt auch beim Fahrrad: je weicher, desto griffiger und schlechter haltbar, je härter, desto schlechter die Griffigkeit und desto länger die Haltbarkeit. Das Profil ist an und für sich nur von Wichtigkeit wenn Sie auf Waldwegen oder im Schnee unterwegs sind. Je tiefer und weicher der Boden, um so wichtiger wird es. Sind Sie ausschließlich in der Stadt unterwegs, legen Sie sich einfach ein paar für die Schneetage zu und eines für alle anderen.